Warum wird so vieles zur Störung erklärt?

Warum werden auch gesunde Reaktionen oft irrtümlich als Störung eingestuft?

Man braucht nur den ICD-10 oder den DSM-V anzusehen, um zu einer einfachen Erkenntnis zu gelangen:

Wenn immer mehr Menschen als behandlungswürdig eingestuft werden, weil sie natürliche Reaktionen zeigen, müssten weite Teile der Gesellschaft per definitionem krank oder gestört sein.

Der amerikanische Psychiater Allen Frances hat einen beeindruckenden Bericht darüber erstellt, wie die Gesellschaft systematisch als krank definiert wird.

  • Menschen, die um einen verstorbenen Angehörigen trauern, werden inzwischen nach wenigen Wochen als depressiv eingestuft.
  • Vor 50 und vor 100 Jahren war es normal, ein Jahr lang Trauer zu tragen: um der Trauer Raum zu geben.
  • Das war gesund und gut so.
  • Man konnte die Tatsache des Verlusts nach außen hin dokumentieren (schwarze Kleidung), wurde in Ruhe gelassen oder getröstet und hatte Zeit, sich in der neuen Situation ohne den geliebten Menschen einzurichten.

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